Das Friedenshortwerk – Hausmagazin

»Halt! Stehen bleiben!« In Krimis, liebe Leserinnen und Leser, rufen Polizisten dies flüchtenden Tätern hinterher. »Fürchtet euch nicht!« sagen sie allerdings selten vorneweg. Eher folgt die Warnung, es könnte von der Schusswaffe Gebrauch gemacht werden, oder der Hinweis, dass Widerstand zwecklos sei. »Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der HERR euch heute rettet!« Dieses Wort richtet sich tatsächlich an flüchtende Per - sonen. Mose hatte das in Ägypten versklavte Volk der Hebräer der Hand des Pharao abgerungen. Es ist nun unterwegs ins Land der Freiheit. Doch der Pharao bereut seinen Entschluss. Wie konnte er so viele billige Arbeits - kräfte ziehen lassen? Jetzt droht Fachkräftemangel auf den Baustellen seines Reiches. Er schickt Truppen hin - terher, will sie zurückholen. Israel ist in der Bedrängnis, eingeklemmt zwischen dem Schilfmeer und dem heran - rauschenden Heer des Pharao. Die Furcht ist groß. Wider - stand wäre in der Tat zwecklos. Sie wollen sich ergeben, sich in ihr Schicksal fügen. Die Baustellen Ägyptens sind allemal besser als der Tod. In dieser Situation lässt Mose wissen: »Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen!« Israel soll nicht nach links und rechts rennen, nach vorne und zurück, um immer aufge - regter, besorgter und hoffnungsloser festzustellen, dass es keinen Ausweg gibt. Keinen falschen Aktionismus, bitte, keine voreiligen Entscheidungen – schon gar nicht aus der Angst heraus! Haltet mal still, um den machen zu lassen, der versprochen hat, euer Retter zu sein. Gebt ihm Gelegenheit, sich als solcher zu erweisen! Sie sehen nur die Gefahr, die in Gestalt der Ägypter auf sie zukommt, oder die Fluten des Meeres, die ihnen den Fluchtweg versperren. Wen sie dabei übersehen, ist Gott, ihren Garanten der Freiheit und der Zukunft. Angst ist ein schlechter Ratgeber – und bei einer Ent - scheidung in Eile wird leicht Wesentliches übersehen, vom Detail ganz zu schweigen. Gott aber ist sowohl Über - blick als auch Durchblick zuzutrauen. Er sieht Wege und Ressourcen, von denen wir nicht einmal träumen. Das ist es, was Mose auszurichten hat: Selbst in vermeintlich aus - sichtslosen Situationen legt euer Leben nicht in die Hand von Menschen, die es nicht gut mit euch meinen, legt es in Gottes Hand! Diese Situation Israels, hoffnungslos eingeklemmt zwi - schen Meer und Heer, zwischen Tod und Unfreiheit, will eines verdeutlichen: Dieses Leben und auch die Freiheit schenken und bewahren wir uns nicht selbst, Gott macht es. Wir retten uns nicht, sondern er. Allein aus diesem Grund sind wir auch nie unrettbar verloren. Gott hat immer noch Möglichkeiten. Nicht von ungefähr wird der biblische Text vom Durchzug Israels durch das Schilfmeer im österlichen Kontext ge - lesen: Gott findet einen Weg durch unsere vermeintlichen Ausweglosigkeiten – mitten durchs Wasser, wenn es sein muss, und sogar durch den Tod. Die Erinnerung daran mag uns in manch einer Lebens- situation zum entscheidenden Gegengewicht zu all unse - ren Befürchtungen werden. Jahrhunderte später findet sich Israel in ähnlich pre - kärer Lage wieder: Eingeklemmt zwischen den Groß - mächten Babylon und Ägypten, sucht es einen Ausweg in einem Bündnis mit Ägypten. Israel gibt sich doch wieder in die Hand des Pharao, hofft auf seinen Schutz. Der Prophet Jesaja sieht es mit Sorge. Zeigt sich da nicht VORWORT 4

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