Das Friedenshortwerk – Hausmagazin

sehr bitter war angesichts des Wohnungsmarktes in Ber- lin. Aber beim Spazierengehen mit dem Hund ergab sich ein netter Kontakt zu einer Frau, die uns die Räume in der Ebersstraße vermitteln konnte, ein echter Glücksfall. Welche Menschen kommen denn zum BEW bzw. wer sucht das aus? Ich würde sagen, das sind verschiedene Säulen. Zum einen Menschen, die sich von außen um eine Betreuung regel- recht bewerben, weil sie von uns gehört haben. Die zweite Säule sind Menschen, die in einem Wohnheim eigentlich fehl am Platze sind und nur durch die Umstände der da- maligen Zeit dort gelandet sind. Da ist bzw. war es meine Aufgabe, sie auf dem Weg in die Eigenständigkeit zu be- gleiten, die Initiative ging also von uns aus. Das hat mir am meisten Freude gemacht und mich regelrecht erfüllt, weil ich erleben durfte, welche Veränderungen die Menschen noch einmal durchlaufen haben. Viele haben mit Anfang 50 Dinge nachgeholt, wie das Eingehen einer Partner- schaft oder berufliche Veränderungen. Verändert hat sich übrigens auch die Haltung seitens der Diakonissen, die seinerzeit ja noch teils im Tiele-Winckler-Haus tätig wa- ren. Mich hat zum Beispiel Sr. Brigitte Oelschläger sehr begeistert, die anfangs noch skeptisch war gegenüber diesem Weg, dann aber gemerkt hat, dass es funktioniert, und uns sehr unterstützt hat dabei. Gibt es Menschen, die Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben sind? Eigentlich habe ich alle sehr gemocht und viele haben wir ja bis zu ihrem Tod begleitet. Ein spezieller Fall war aber Herr H., der mit 16 aufgrund eines Tötungsdelikts in die Forensik kam und dann quasi 40 Jahre später begnadigt wurde, wir haben ihn mit Mitte 50 in die Betreuung be- kommen. Er wollte unbedingt eine eigene Wohnung und ich habe gedacht, okay, irgendwie wird das klappen. Ich werde nie vergessen, welche Begeisterung er ausge- strahlt hat, als er seine erste eigene Wohnung aufschlie- ßen durfte. Leider bekam er später einen Schlaganfall und wir haben ihn und seine Partnerin später im Haus Erntekranz weiter betreut bis zu seinem Tod. Er gehört zu den Klienten, die mir wirklich ans Herz gewachsen sind. Meine Arbeitsauffassung war immer, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind, und zu schauen, was sie aus ihrem Leben machen wollen, und dazu gewisse Hürden aus dem Weg zu räumen. Gibt es Pläne für den Ruhestand? Ja, es wird wohl eher ein bewegter Ruhestand sein (schmunzelt). Ich setze meine schon seit längerem beste- hende ehrenamtliche Tätigkeit im Förderkreis Gedenkort T4 e. V. fort. Da geht es vor allem um geschichtliche und politische Bildung. Und die gesellschaftliche Akzeptanz Bei einem Sommerfest in der Mozartstr. 21 – 22 mit Bernd Schumann

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