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Eine der dreidimensionalen Ansichten des geplanten Neubaus...
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...die bauliche Umsetzung des pflegerischen Konzepts wird deutlich
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Der Lageplan zeigt die Einbindung des Vorhabens auf dem Friedenshort-Gelände
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Die verschiedenen Hausansichten der geplanten Pflege-Einrichtung
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Friedenshort-Vorstand und Bürgermeisterin bei der Vorstellung des Projekts
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Architekt Philipp Halbach, begleitet von Kollegin Ivonne Stauf, bei der Vorstellung

„Wohnen und Pflege am Wald – umfassende Angebote für Jung bis Alt“

Erstellt von Henning Siebel |

Der Friedenshort stellte sein bauliches und pflegerisches Konzept für insgesamt 80 neu entstehende Pflegeplätze vor.

Freudenberg. „Wohnen und Pflege am Wald – umfassende Angebote für Jung bis Alt“. Was der Projekt-Titel nur andeutet ist ein Bauprojekt und Pflegekonzept, welches der Friedenshort in Erweiterung der bisherigen Bebauung seines Geländes in Freudenberg in naher Zukunft realisieren möchte. Am 2. Dezember sind die Planungen den Kommunalpolitikern im Sozialausschuss vorgestellt worden, ein Pressegespräch am heutigen Tag diente dazu, auch die Öffentlichkeit ausführlich zu informieren.

Ausgangspunkt war eine so genannte Bedarfsausschreibung des Kreises Siegen-Wittgenstein für 80 stationäre Pflegeplätze in der Stadt Freudenberg, auf die sich der Friedenshort im vorgeschriebenen Interessenbekundungsverfahren mit seinem Konzept erfolgreich beworben hat. Anstoß war aber auch, dass es in häufiger Regelmäßigkeit Anfragen für einen Pflegeplatz im Friedenshort gibt, die mit dem bisherigen Pflegewohnbereich und seinen lediglich 15 Plätzen ebenso regelmäßig abgesagt werden müssen. „Ich habe in diesen Gesprächen immer wieder vernommen, wie gerne man zu uns kommen möchte und wir haben dann eingehend beraten, wie wir auf diese große Zahl an Anfragen reagieren sollen“, berichtet Oberin Sr. Christine Killies beim Pressetermin. „Wir haben uns dem Thema in den letzten rund 11 Monaten tatsächlich sehr leidenschaftlich gewidmet, über alle unsere Fachabteilungen hinweg und auch in enger Abstimmung mit der Stadt Freudenberg“, ergänzt Götz-Tilman Hadem, kaufmännischer Vorstand des Werks: „Unsere Ausgangsfrage war dabei, wie können wir uns eine Pflegeeinrichtung vorstellen, in der wir selbst einmal gepflegt werden wollen?“

Das Konzept sieht eine stationäre Pflege des so genannten „Generationstyps 4“ vor, was sich unter dem Leitgedanken „Wohngruppen als stationäre Hausgemeinschaften“ zusammenfassen lässt, eine Kombination aus Privatheit und Gemeinschaftserleben. Jeweils 10 Bewohnerinnen und Bewohner bilden eine solche Gemeinschaft, haben ihre eigenen Zimmer und zugleich Möglichkeiten ihren Tag gemeinsam zu gestalten. Gemeinschaftsräume und Gemeinschaftsküchen gibt es für jede dieser Hausgemeinschaften. „Damit folgt dieser moderne Ansatz der Tradition des Friedenshortes, immer eher kleinteilige Einrichtungen für die Betreuung von jungen und alten Menschen vorzusehen“, erläutert Leitende Theologin Pfrn. Ute Riegas-Chaikowski: „Wir wollen ein familiäres, überschaubares Leben ermöglichen, welches Geborgenheit vermittelt.“ Dazu gehöre auch, dass familiäre und soziale Umfeld zu erhalten, dies werde in das Pflegekonzept integriert.

Weiteres besonderes Merkmal ist die Aufteilung der 80 Pflegeplätze auf unterschiedliche Bedürfnisse. 40 Plätze dienen der vollstationären Langzeitpflege. Pflegerisch wird dabei eine ganzheitliche Betreuung verfolgt, dies bedeutet, dass eine Bezugspflegekraft als feste Ansprechpartnerin oder fester Ansprechpartner für alle Belange die vertraute Person ist, auch für die Angehörigen des Pflegebedürftigen. Zehn Plätze dienen der solitären Kurzzeitpflege. Wegen der höheren Fluktuation gibt es hierzu einen eigenen Wohn- und Eingangsbereich, so dass Besuche und Aufnahmen separat gesteuert werden können. Weitere zehn Plätze sind der „Jungen Pflege“ vorbehalten. Durch schwerwiegende Erkrankungen oder beispielsweise Schlaganfälle können Menschen pflegebedürftig werden, die noch nicht im Seniorenalter sind. Den besonderen Bedürfnissen einer jüngeren Altersgruppe wird damit Rechnung getragen. Und weitere 20 Plätze dienen Menschen mit demenzieller Erkrankung, und zwar für alle Stadien, die in der Regel damit verbunden sind. Gemeinschaft in einem sicheren Umfeld haben zu können, ist dabei eine der Prämissen. Kennzeichnend für diese vier Pflegekonstellationen ist jedoch deren Durchlässigkeit, so dass bedarfsorientiert von einem Bereich in einen anderen gewechselt werden kann. Im Außengelände soll ein Sinnesgarten mit Duftpflanzen, Fühltafeln und Klangobjekten entstehen, der im besten Wortsinn alle Sinne anspricht und zum Verweilen einlädt. „Die Lage am Waldrand und unser parkähnliches Gelände, welches ins Gesamtkonzept integriert ist, sind darüber hinaus Faktoren, die aus unserer Sicht mit dazu beitragen, dass Menschen sich wohlfühlen werden“, so Hadem.

Teilhabe als Öffnung nach außen und innen

Das Konzept stelle auch besondere Anforderungen an die zukünftigen Mitarbeitenden, wie Pfrn. Riegas-Chaikowski ausführte: „In der Pflege in Form von Lebensgemeinschaften zu arbeiten, erfordert unter anderem viel Kommunikationsfähigkeit und Empathie.“ Gleichzeit stelle dies jedoch auch eine große Chance dar, weil es eine spannende Form der Tätigkeit sei und nur im Teamwork funktioniere. Weiteres wichtiges Merkmal ist der Aspekt der Teilhabe. Dies umfasst die Angebote, die es im Friedenshort bereits jetzt gebe, wie Gottesdienste, Konzerte oder andere gemeinschaftliche Veranstaltungen wie den Adventsbasar der Schwesternschaft. Pfrn. Riegas-Chaikowski: „Wir meinen mit Teilhabe aber auch die Öffnung nach außen, sozusagen ins Quartier hinein und zugleich als Wechselwirkung die Öffnung nach innen.“ Genau diesen Schnittpunkt soll auch das geplante „Café am Wald“ bilden, als Ort der Kommunikation und Begegnung, auch kulturelle Angebote seien denkbar.

Für das ausführende Architekturbüro ging Architekt Philipp Halbach ausführlich auf die bauliche Umsetzung des pflegerischen Konzepts ein. Wichtig war ihm zudem auch die optische Eingliederung des Gebäudekomplexes in die Waldrand- und Hanglage. Baumfällungen sind allerdings für die Errichtung unabdingbar. „Natürlich nehmen wir durch den Bau der Landschaft etwas weg, wir wollen der Landschaft aber auch etwas im Rahmen der Möglichkeiten zurückgeben“, so Halbach. So seien die Dächer als Grünflächen mit Bepflanzungen angelegt, um zum Beispiel Lebensräume für Insekten zu schaffen. Auch eine Regenwasserrückhaltung sei geplant. „Mir gefällt das gesamte Konzept sehr gut und der Bedarf ist absolut da“, unterstrich Freudenbergs Bürgermeisterin Nicole Reschke. Auch lasse sich der geplante Gebäudekomplex optisch gut eingliedern: „Ich kann mich für die Stadt nur dafür bedanken, dass Sie diese Bedarfsausschreibung wahrgenommen haben.“

„Unser Zeitmanagement ist ambitioniert“, betonte Kaufmännischer Vorstand Götz-Tilman Hadem: „Nach unserer Vorstellung soll bis Ende des ersten Quartals 2021 der Bauantrag stehen und je nach Dauer des Genehmigungsverfahrens im Spätsommer nächsten Jahres Baubeginn sein.“ Wunsch ist eine Fertigstellung bis Ende 2022. Und die Zukunftsplanung geht sogar noch ein Stück weiter. Denn auf dem ehemaligen Sportplatz gegenüber dem Bethesda-Krankenhaus, einem Gelände, welches ebenfalls im Besitz des Friedenshortes ist, gibt es als Ergänzung des Gesamtkonzepts Planungen für eine Tagespflege und eine Kita.

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