Sr. Audrey mit Bürgermeisterin Nicole Reschke, die sich sehr über das selbstgemalte Bild freute
Sr. Audrey mit Bürgermeisterin Nicole Reschke, die sich sehr über das selbstgemalte Bild freute
Die Jubilarin erläutert, welche Ideen ihr beim Gestalten des Frühlingsmotivs gekommen sind
Die Jubilarin erläutert, welche Ideen ihr beim Gestalten des Frühlingsmotivs gekommen sind

90. Geburtstag als „doppelte Staatsbürgerin“

Erstellt von Henning Siebel |

Diakonisse Sr. Audrey Haddleton feierte runden Geburtstag - einige Wochen zuvor war sie als Reaktion auf den Brexit eingebürgert worden.

Freudenberg. Ihren 90. Geburtstag hat am Dienstag, den 18. Februar, Friedenshort-Diakonisse Sr. Audrey Haddleton gefeiert. Bereits nach der Morgenandacht konnte sie zahlreiche Glück- und Segenswünsche von Schwestern und Mitarbeitenden entgegennehmen, ehe vormittags Bürgermeisterin Nicole Reschke die Grüße der Stadt Freudenberg überbrachte. „Ich finde es schön, in welch besonderer Gemeinschaft Sie hier in der Schwesternschaft leben“, hob die Bürgermeisterin beim Überreichen ihres Geschenks hervor, die zudem betonte, dem Friedenshort immer wieder gerne einen Besuch abzustatten. Die Jubilarin überraschte dabei den Gast mit einem selbstgemalten Bild in Frühlingsfarben als Dankeschön.

Sr. Audrey Haddleton ist vor einigen Jahren aus ihrer Wohnung in den Pflegewohnbereich des Friedenshortes umgezogen, die zunehmenden Beschwernisse des Alters hatten dies notwendig gemacht. Trotzdem ist die 90-Jährige noch sehr agil. „Ich gehe noch jede Woche in Freudenberg einkaufen“, erzählt sie stolz. Ihr Rollator ist dabei Stütze und Einkaufskorb zugleich. Seit Ende November 2019 hat sie im Übrigen nun zusätzlich zur britischen auch noch die deutsche Staatsbürgerschaft. „Von Abschiebung wäre sie wohl nicht bedroht gewesen, dennoch wollten wir aufgrund des Brexits auf der sicheren Seite sein“, erläutert Personalreferent Carsten Schmidt, der sich um den nicht unerheblichen „Behördenkram“ gekümmert hat. Sein Dank galt dabei der Stadt Freudenberg für eine unkomplizierte Handhabung, zum Beispiel mit Blick auf den seit 2008 obligatorischen Einbürgerungstest, der aus über 30 Fragen zur deutschen Geschichte, deutschen Politik und zur Verfassung besteht: „Da hat man doch das Alter von Sr. Audrey berücksichtigt, zumal sie seit fast 60 Jahren in Deutschland lebt.“ Und was hält sie selbst vom Brexit? „Das bleibt abzuwarten“, so die diplomatische Antwort der Jubilarin.

Von Bibelschule in Wales zum Praktikum im Friedenshort

Geboren wurde Sr. Audrey 1930 in Colwich/Staffordshire. Schon als Kind kommt sie mit dem christlichen Glauben in Berührung, besucht regelmäßig den Kindergottesdienst, dessen Leitung sie als Jugendliche – die Familie war mittlerweile nach Worcester umgezogen – übernahm. Nach der Schule absolviert sie eine Ausbildung in der Krankenpflege und schließt noch eine Hebammenausbildung an. Schon als junge Frau wird ihr klar, dass sie ihr Leben in den Dienst Gottes stellen möchte. Ihr Wunsch in Südamerika zu arbeiten verwirklicht sich jedoch nicht. 1953 wird sie Gemeindeschwester in Wolverhampton und leitet dort auch die Jugendarbeit. Ab 1955 besucht sie eine Bibelschule in Wales. Der herzliche Kontakt zu einer deutschen Jugendgruppe macht sie neugierig auf Deutschland. Sie absolviert ein Jahr später ein Praktikum in der Kinderheimat Mistlau des Friedenshortes und bekommt so ihren ersten Kontakt zu diesem sozial-diakonischen Werk. Sr. Audrey studiert Deutsch in Hamburg und arbeitet parallel in Hamburg-Bahrenfeld, ebenfalls in einer Friedenshort-Einrichtung. 1960 lernt sie dann erstmals das Mutterhaus in Freudenberg kennen und in ihr reift der Wunsch, der Friedenshort-Schwesternschaft anzugehören, in die sie 1963 eintritt. Sie arbeitet als Kinderschwester in verschiedenen Einrichtungen, von 1973 bis 1982 im Krankenhaus Bethesda in Freudenberg und danach bis zu ihrem Ruhestand in der Pflege der älteren Schwestern im Mutterhaus. „Bei allem ist der Herr immer bei mir gewesen“, so empfindet es Sr. Audrey rückblickend.

Zurück